Schreib doch mal was übers Schreiben. Übers Schreiben? Dann muss ich über Kaffee reden. Und die Leute, die ihn zu dem machen, was er für mich ist.

Kaffee gehört dazu

Jawohl, ich versuche mich einigermaßen gesund zu ernähren. Vegetarisch, regional, möglichst frisch. Ich trinke nach dem Aufstehen biologisch angebauten Grüntee und zwischendurch gerne mal Yogi, schon wegen der Spiri-Sprüche an den Beuteln, die ich mir stets zu Herzen nehme. Obwohl ich davon träume, dass irgendwann mal drauf steht: „Cola schmeckt auch geil.“ Meine Ärztin rät mir übrigens dringend ab von Koffein – ist ja hinlänglich bekannt: schlecht fürs Herz. Dumm nur, dass ich für meine Herzensangelegenheiten Kaffee brauche. Also auch fürs Schreiben.

Gerne absolut wählerisch

Zum Arbeiten will ich eine ehrliche Bohne mit einem Schuss heißer (auf keinen Fall Hafer-Mandel-oder-sonstige-frei-von-) Milch. Und ich mag es nicht, wenn ich dazu Erklärungen abgeben muss oder am Ende darüber aufgeklärt werde, dass die bevorzugte Temperatur nicht dem hippen Durchschnitt entspricht. Ich möchte lieber für meine Bestellung ein freundliches Nicken ernten und einfach kriegen, was ich will: einen hellen Americano mit einem Hauch wohltemperierten Bio-Schaum. Oder einen Flatwhite mit Farnmuster, bei dem mein Puls nach oben schießt. Oder den spanischen Kurzen als verlängerten Shot. Das gibt es inzwischen an jeder Ecke? Vergiss es. Ach, ja: Kaffeeketten frequentiere ich aus Überzeugung nicht – denn Kaffeeanbau ist ein Politikum. Bio heißt nicht automatisch nachhaltig-ökologisch und ist deswegen nicht gleich fair. Und ich hab’s einfach gerne verträglich für Umwelt und Gesellschaft.

Danke, Lieblings-Barista!

In Berlin ist es, wie es mir rundum gefällt, nur bei Friedl. Dafür mache ich eine Fahrradtour durch die ganze Stadt – von West nach Ost. Um dann mit den üblichen Verdächtigen zu plaudern, die Tageszeitung zu teilen und die besten Haferkekse der Stadt zu essen. Der Straßenbahn nachsehen, Leute gucken und auf den Kaffee warten. Jeder Augenblick bestes Doku-Kino, hier liegt der kreative Input förmlich auf der Straße. Drinnen arbeitet der Röster übrigens als professioneller Flötist nach Gehör und Robbi am Tresen stellt die richtigen Fragen, bevor er loslegt, aus sechs verschiedenen Bohnensorten wählt und in Tasse oder Glas perfekt nach Gusto an den Platz bringt. Hier schmeckt nicht nur Robusta & Arabica, hier gefällt auch die Herkunft: Dass drin ist, was drauf steht und das Ganze fair angebaut, davon überzeugt sich die Friedl-Family regelmäßig selbst vor Ort.

Zweigstelle Ravensburg? Auch außerhalb des urbanen Kaffee-Eldorados vertraue ich auf Profis mit sozialem Anspruch. Dem Himmel sei Dank für Cafesito. Bei einer guten Tasse Kaffee die Welt besser machen – damit wirbt das Integrationsprojekt zurecht. In puncto Inklusion und Nachhaltigkeit zumindest in Oberschwaben unschlagbar. Geschmacklich? Einfach durchprobieren!

To-go ist no go

Kaffeetrinken und der Umwelt schaden ist für mich das Letzte. Deshalb gehen Pappbecher gar nicht, weder mit noch ohne Plastikdeckel. Bambusbecher sind Geschmackskiller und Porzellan zum Mitnehmen macht das Leben schwer. Kommt für mich sowieso alles nicht in Frage – denn Kaffee im Vorbeigehen trinken ist genauso überflüssig wie schnell dahingeschriebene Texte. Für beides brauche ich Zeit und deshalb passt es auch so gut zusammen. Also: Bestellen, hinsetzen, und darauf warten, dass serviert wird – am Tisch und im Kopf. Das kulminiert dann im besten Fall in guten Ideen für die Buchstabensuppe und landet im Notebook (nein, nicht immer dabei), auf losen Zetteln (gibt’s fast überall) oder wenn’s sein muss als SMS an die eigene Nummer. Oder bleibt bloß ein flüchtiger Gedanke, zum Nachlesen bloß im Kaffeesatz. Auch gut.